Am Samstag, 1. Februar 2020 ist das Ahrensburger Schloss Ensemble zu Gast in der Lübecker St.-Thomas-Kirche, Marlistraße 48-50. Beginn ist um 18 Uhr.
„Setze dein Herz in Bewegung“ – Johann Sebastian Bach und seine Vorgänger steht über dem Konzertabend auf Maril.
In einem Gespräch mit Matthias Claudius äußerte Carl Philipp Emanuel Bach, für seinen - damals schon fast vergessenen - Vater Johann Sebastian sei es das Wichtigste gewesen, dass die Musik „nicht das Ohr fülle, sondern das Herz in Bewegung setze.“, heißt es im laufenden Gemeindebrief.
Klang und Überwältigung sind also das Eine, die Botschaft jedoch, der Aufforderungscharakter der Kunst zu konkretem Handeln, das Entscheidende. Bach hatte als Thomaskantor alle Hände voll zu tun und niemand hätte sich angesichts seines Arbeitspensums gewundert, wenn er deutlich weniger komponiert hätte. Aber dies war ihm offenkundig innere Notwendigkeit, darüber hinaus auch Ausdruck seiner tief verwurzelten Gläubigkeit, in der und für die Kirche zu schreiben. Berühmt sind seine „Widmungen“, wenn er Werke mit „soli Deo gloria“ überschrieb.
Einige seiner Werke für den Chor stehen im Mittelpunkt des Konzertes, das der Ahrensburger Kammerchor in Ahrensburg und Lübeck gibt; daneben aber stehen auch Bachs mittlerweile kaum noch bekannte Vorgänger im Amt, wie Johann Kuhnau, Johann Hermann Schein oder Johann Schelle und sein prominenter „Verwandter im Geiste“ Heinrich Schütz. Das Konzert versammelt Motetten, die sich allesamt in ihrer Zeit mit dem Problem der Textausdeutung beschäftigen und dafür eine jeweils besondere, klangmächtige Lösung finden.
Musik war für Bach – wie auch seine Vorgänger – aber nicht einfach nur Mittel zum Zweck im Sinne einer reformatorischen Predigt. Sie war als Ereignis im Raum, als Teilhabe an den kosmischen Harmonien, eine Möglichkeit des Menschen, seine tiefe Sehnsucht nach Spiritualität auszudrücken. Oder, wie viel später Beethoven über seine Missa Solemnis schrieb, „Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen“. Bach erreichte sein Publikum und bis heute ist man sich einig, dass kein Komponist zugleich komplexere und innigere Musik schrieb. Und von uns etwas verlangt: unser „Herz“ in „Bewegung“ zu setzen, hörend uns als Teil der Welt zu begreifen, an deren Gestaltung wir arbeiten sollen.
Quelle: Gemeindebrief St. Thomas, Lübeck.