Die Geschichte der Kirchengemeinde St. Thomas
Die St.-Thomas-Kirchengemeinde umfasste den Lübecker Ortsteil Marli und Teile von Brandenbaum in der Vorstadt St. Gertrud. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bevölkerung in der Vorstadt stark angewachsen, so dass Ende der vierziger Jahre rund 35.000 Gläubige zur Kirchengemeinde St. Gertrud gehörten. Aus diesem Grund wurde der Bereich Brandenbaum und Marli zum 1. Oktober 1950 als eigenständige Kirchengemeinde abgetrennt.
Das Zentrum der Gemeinde
Das Zentrum der neuen Kirchengemeinde waren das Pastorat und Gemeindehaus in der Marlistraße 50, wo auch bis zur Fertigstellung der Kirche die Gottesdienste stattfanden.
Erster Kirchenneubau nach dem Zweiten Weltkrieg in Lübeck
Die Kirche – es ist der erste Kirchenneubau nach dem Zweiten Weltkrieg in Lübeck - wurde von dem Hamburger Architekten Gerhard Langmaack entworfen und aus Backsteinen errichtet. 1950 wurde der Grundstein gelegt, und schon Pfingsten 1951 wurde das neue Gotteshaus durch Bischof Pautke eingeweiht. Im Inneren ist der Raumeindruck durch Holz bestimmt: Das Kirchenschiff schließt mit einem hölzernen Tonnengewölbe, und der Altar – ein massiver Ziegelsteinblock mit einer Sandsteinplatte – steht unter einem von vier Stützen getragenen hölzernen Baldachin. Zum besonderen Raumeindruck trägt das runde Buntglasfenster im Altarraum bei, das Begebenheiten aus dem Leben des Jüngers Thomas wiedergibt. Im Zentrum steht die Geschichte des „ungläubigen Thomas“, zu dem der auferstandene Christus spricht: „Lege deinen Finger hierher und sieh meine Hände an und gib deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (Joh. 20,25). Das Fenster wurde nach einem Entwurf von Hilde Ferber aus Treya von der Lübecker Glaserei Berkentien gefertigt.
Kleuker-Orgel ersetzt die Kemper-Orgel
Die erste Orgel von der Lübecker Orgelbaufirma Kemper wurde 1982 durch ein Instrument der Firma Kleuker aus Brackwede ersetzt. Mit seinen romanisch wirkenden Rundbögen fügt sich das Orgelprospekt gut in das Tonnengewölbe des Kirchraums ein. 1952 wurde in der Marlistraße 50 der Kindergarten errichtet, der dort noch heute seinen Ort hat.
Teilung der Gemeinde in zwei Pfarrbezirke
Die Besiedlung in Marli, Brandenbaum und Eichholz schritt rasch voran, so dass die St.-Thomas-Gemeinde bereits 1952 in zwei Pfarrbezirke geteilt wurde. Der zweite Pfarrbezirk umfasste Eichholz, das 1954 mit Teilen der Kirchengemeinde St. Gertrud zur neuen Kirchengemeinde St. Christophorus zusammengefasst wurde. Als weitere selbständige Kirchengemeinde wurden 1956 St. Philippus in Brandenbaum und 1963 die Auferstehungsgemeinde im neuen Siedlungsgebiet, das Richtung Wesloer Brücke entstanden war, abgeteilt.
Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.